Erinnerungsorte

Gedenkort mit Geschichtslabor am Eichborndamm 238

Gedenkort Eichborndamm 238 Krankenakten Foto Claudia Wasow-Kania © Museum Reinickendorf
Gedenkort Eichborndamm 238 Krankenakten Foto Claudia Wasow-Kania © Museum Reinickendorf

Der Gedenkort kann im Rahmen von Schülerprojekten und Führungen besucht werden.

Eine rechtzeitige Anmeldung ist erforderlich über

oder (030) 90294 6460.

Die Teilnahme ist entgeltfrei.

 

Im Juli 1941 wurde am Eichborndamm 238/240 die städtische Nervenklinik für Kinder, kurz »Wiesengrund« genannt, eingerichtet. Hier waren die Stationen 2 und 3 untergebracht. Letztere erhielt den täuschenden Zusatznamen »Kinderfachabteilung«. Die Klinik verfügte neben den Bettenzimmern über eine eigene Röntgenabteilung, ein Labor, einen Sektionsraum sowie Dienst- und Verwaltungszimmer. In die sogenannte »Kinderfachabteilung« wurden Kinder aus ganz Berlin und der Umgebung eingewiesen. Ihre Krankenakten enthielten vielfach den Vermerk »R.A.«. Er weist darauf hin, dass der »Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden« diese Kinder als »lebensunwert« eingestuft hatte. Entsprechend wurden die Kinder »behandelt«. Viele Kinder starben an den Folgen von medizinischen Versuchen oder riskanten Untersuchungen, aufgrund von fehlender ärztlicher Hilfe oder mangelnder Ernährung. Auch die Kinder der Station 2 überlebten nicht immer den Klinikaufenthalt. An ihnen wurden ebenfalls risikoreiche Untersuchungen vorgenommen, die zum Tode führen konnten.

Die Karrieren der verantwortlichen Ärzte gingen nach Kriegsende ungebrochen weiter. Einzig der Klinikleiter Ernst Hefter wurde im Dezember 1945 verhaftet und im August 1947 starb er im Zuchthaus Bautzen. Der Oberarzt Gerhard Kujath wurde nach Kriegsende kommissarischer Direktor des Hauses, ab 1952 übernahm er die Leitung der Kinderpsychiatrischen Abteilung der Freien Universität Berlin. Der Pathologe Berthold Ostertag wurde nach 1945 Leiter der Neuropathologischen Abteilung der Universitätsnervenklinik Tübingen und erhielt später das Große Bundesverdienstkreuz. Die Fachärztin für Nervenheilkunde, Gertrude Reuter, praktizierte von 1946 bis 1975 als niedergelassene Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie in Essen.

Projekte

Erinnerungsarbeit mit Schulklassen und Jugendlichen

Aktuelle Bildungs- und Vermittlungsangebote für Schulklassen, Projekttage, Workshops für Schulkassen der Sekundarstufen I und II. finden Sie hier zum Download in der Broschüre Bildung und Vermittlung >>>

Mein liebes Kind – Patenschaftsprojekt für die Kinder vom Eichborndamm

Mein liebes Kind Patenschaft T-Shirts Labor Foto 1 KarenScheper © Karen Scheper
Mein liebes Kind Patenschaft T-Shirts Labor Foto 1 KarenScheper © Karen Scheper

Wir suchen Paten für die Kinder vom Eichborndamm. Kommt mit!
Mit dieser Aufforderung ermutigt das Museum Reinickendorf Schülerinnen und Schüler, sich für das Gedenken an junge „Euthanasie“-Opfer im Nationalsozialismus zu engagieren. Für das Projekt „Mein liebes Kind“ übernehmen Jugendliche Patenschaften für Kinder, die in der ehemaligen Städtischen Nervenklinik für Kinder getötet wurden. Weitere Informationen dazu unter: www.mein-liebes-kind.de

Am 26.01.2023 fand eine Veranstaltung im Rahmen des Projekts „Mein liebes Kind“ am Gedenkort mit Geschichtslabor am Eichborndamm 238 statt. Am Gesprächsabend berichtete Marika Reiske über Ihr Patenschaftsprojekt. Hier geht es zum Interview.