Lapidarium
Lapidarium - das ehemalige Straßenmöbelmuseum im Museumsgarten
Als am 25. Oktober 1972 das Tegel-Center in der Gorkistraße eingeweiht wurde, eröffnete gleichzeitig der Berliner Galerist Konrad „Jule“ Hammer (1926-1991) im dortigen Innenhof eine außergewöhnliche Sammlung: das Straßenmöbelmuseum.
Dafür hatte er unter anderem historische Hydranten, Pumpen, ein Alt-Berliner Pissoir, Laternen, Briefkästen, aber auch Fassadenteile und Fragmente von Skulpturen aus ganz Berlin zusammengetragen. Konrad Jule Hammer prägte mit seinen oftmals provokanten und humorvollen Ideen und Aktionen wie kaum ein anderer das kulturelle Leben Berlins. Er studierte Germanistik, Theaterwissenschaften, Volkskunde und Politologie und war fünf Jahre persönlicher Referent des damaligen Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt, bis er seine Galerie im Haus am Lützowplatz und die Galerie im Europa-Center gründete. Er galt als Entdecker und Förderer von Talenten und bot künstlerischen Randgruppen ein breites Forum. Mit seinen Ideen verstand er es viele Menschen anzuziehen und zu begeistern, stets seinem Credo folgend „die Kunst breiten Schichten zugänglich zu machen“. Bei der Suche nach Objekten für das Straßenmöbelmuseum erhielt er Unterstützung von vielen Stellen, unter anderem vom Berliner Senat, besonders von den Ämtern für Denkmalpflege und Gartenbau und vom Referat für Stadtbildpflege. Auch Privatpersonen waren aufgerufen, das Freilichtmuseum mit Spenden historischer Objekte zu bereichern. Das Tegel-Center sollte nicht nur als ein Einkaufscenter fungieren, sondern gleichzeitig als kultureller Treffpunkt dienen. Neben dem Freilichtmuseum war ursprünglich ein Skulpturenpfad zum Schloss Tegel geplant. Weitere Pfade nach Lübars oder zum Märkischen Viertel sowie eine Alt-Berliner-Weißbier-Galerie im Einkaufscenter waren angedacht, wurden aber nicht realisiert. Nach dem großen Interesse der ersten Jahre geriet das Straßenmöbelmuseum mit der Zeit nahezu in Vergessenheit. Die inzwischen unsachgemäße Aufbewahrung der Objekte führte stellenweise zur Gefährdung der noch vorhandenen Artefakte. Der Verbleib einiger Objekte ist nicht mehr nachzuvollziehen. Um dem Verfall und dem Schwund des ehemaligen Straßenmöbelmuseums entgegenzuwirken, wurde auf Initiative des Museums Reinickendorf innerhalb von drei Jahren ein Großteil der Exponate in den Garten des Museums transloziert und hier im neuen Kontext wieder aufgestellt. Unterstützung erhielt das Museum unter anderem vom Gartenbauamt, von der Tegel Center AG, dem Förderkreis für Bildung, Kultur und internationale Beziehungen Reinickendorf e.V., RMS Restaurierung und der HGHI Holding GmbH. Seit 2015 befinden sich die verbliebenen Skulpturen, Fassadenteile, Skulpturenfragmente und andere Straßenmöbel im Garten des Museums und auf der Wiese vor dem Museum.
Mit der Neuaufstellung des historischen Café Achteck - ursprünglich als sogenannte Stehanstalt genutzt, wurden die Anlagen von den Berlinern aufgrund des achteckigen Grundrisses bald charmant als Café Achteck bezeichnet - auf der Wiese vor dem Museum Reinickendorf am 26. April 2022 wurde die Sammlung um ein weiteres Exponat ergänzt. Damit kehrt nach langen Restaurierungsarbeiten das letzte Objekt in neuem Glanz in die Sammlung zurück und soll, wie schon bei Jule Hammer, als Informationspavillon fungieren.