Raus ins Grüne!
Die wachsenden Bevölkerungszahlen und zunehmende Enge im Berlin des 19. Jahrhunderts bewirkten einen Gegentrend: Man strebte hinaus aus der innerstädtischen Begrenztheit, hin zu den Randlagen der Großstadt, wo es noch Platz zur freien Entfaltung gab und die Natur noch spürbarer war.
Zahlreiche kleinindustrielle Betriebe etablierten sich in den Dörfern des heutigen Bezirks Reinickendorf. Mit ihnen zogen auch immer mehr Städter in den Norden, die jedoch ihre städtische Lebenskultur beibehielten: Man wohnte im Biedermeier-Stil.
Auch die Brüder von Humboldt verbrachten nicht nur ihre Jugend im "Schlösschen Tegel", sondern nutzten den Ort später als Sommeraufenthalt und Alterssitz.
Der Ausbau des Schienennetzes führte zahlreiche Ausflügler in den Norden. "Raus ins Grüne!" war ihre Devise. So entstanden Vergnügungsstätten: Lokale, künstliche Grotten, Springbrunnen, Musikpavillons und Badeanstalten. Im Museum illustrieren ein Biergartentisch im Birkenwäldchen und viele historische Postkarten diese Ausflugsziele.
Etwa zeitgleich wurde in Dalldorf, dem späteren Wittenau, die „Städtische Irren- und Idiotenanstalt“ eingeweiht. Auch hier galt der Trend: Raus ins Grüne! Acht Fotografien von Albert Schwartz aus dem Jahr 1885 zeigen die Institution.
Weitere historische Fotografien, Parzellierungspläne und Dokumente belegen die Gründung der Gartenstadt Frohnau im Jahre 1910.
Im Raum Raus ins Grüne wird deutlich, wie sich die sechs Dörfer zu Vororten und schließlich zu einem Teil der Großstadt entwickelten: zum Berliner Bezirk Reinickendorf.